Nach dem Schulabschluss einen passenden Ausbildungsberuf zu finden, ist oft keine einfache Aufgabe. Teilweise steht dann noch die Entscheidung zwischen verschiedenen Ausbildungsformen an. Vielleicht bist du ja auch schon einmal über die Begriffe duale Ausbildung und schulische Ausbildung gestolpert. Wir klären die Unterschiede, Vor- und Nachteile beider Systeme.

Die Struktur macht’s

Der deutlichste Unterschied zwischen dualer und schulischer Ausbildung liegt in den Lernorten. Im Rahmen einer dualen Ausbildung, auch betriebliche Ausbildung genannt, bekommst du von zwei Seiten Wissen vermittelt: Im Ausbildungsbetrieb erfährst du die Berufspraxis. In der Berufsschule werden dir ergänzend dazu die theoretischen Grundlagen beigebracht. Die schulische Ausbildung spielt sich ausschließlich in einer Berufsfachschule ab, wo du Vollzeitunterricht erhältst. Schauen wir genauer hin.

Die duale Ausbildung

Rund 70 Prozent aller Azubis absolvieren ihre Ausbildung im dualen System. Der Mix aus Betrieb und Berufsschule ist der klassische Weg. Duale Auszubildende sind Arbeitnehmer/-in und Schüler/-in zugleich. Sie sind fest bei einem Unternehmen angestellt. Denn nach erfolgreicher Bewerbung haben sie mit diesem Betrieb einen Ausbildungsvertrag geschlossen. Auszubildende arbeiten in der Regel Vollzeit, also bis zu 40 Stunden pro Woche. Dafür erhalten sie eine feste monatliche Ausbildungsvergütung. Die Höhe des Einkommens hängt von Branche, Betrieb und Ausbildungsjahr ab. Der Durchschnittswert liegt bei 963 Euro. Dazu kommt ein Urlaubsanspruch von rund 30 Tagen im Jahr.

Die bei der Arbeit gesammelte Berufserfahrung allein reicht allerdings nicht aus. Daher werden in der Berufsschule allgemeinbildende und fachtheoretische Inhalte unterrichtet. Die Beschulung kann tageweise abwechselnd oder mehrere Wochen am Stück (das heißt als Blockunterricht) erfolgen.

Den rechtlichen Rahmen für die duale Ausbildung bildet bundesweit das Berufsbildungsgesetz beziehungsweise die Handwerksordnung. Zentrale Koordinationsstellen sind die Industrie- und Handelskammern (IHK) oder die Handwerkskammern. Zwecks besserer Vergleichbarkeit stellen sie Ausbildungsrahmenplan, Abschlussprüfung und Co. Nach zwei bis dreieinhalb Jahren beenden duale Azubis ihre Ausbildung mit einem staatlich anerkannten Berufsabschluss.

Vor allem kaufmännische und gewerblich-technische Berufe werden in Form einer dualen Ausbildung angeboten. So etwa der Verkäufer (m/w/d), der Kfz-Mechatroniker (m/w/d) oder der Bürokaufmann (m/w/d).

Die schulische Ausbildung

Wer eine rein schulische Berufsausbildung macht, verbringt einen Großteil seiner Zeit im Klassenzimmer. Auch die Bewerbung erfolgt ausschließlich bei der Berufsfachschule. Um die Praxis nicht vollkommen außen vor zu lassen, absolvieren vollschulische Azubis neben Gruppenübungen und Rollenspielen auch Praktika. Dafür arbeiten die Schulen eng mit Unternehmen zusammen. Ein solches Praktikum kann – ähnlich der Berufsschule bei der dualen Ausbildung – tageweise oder im Block stattfinden. Freiwillige Praktika in den Ferien sind möglich und gern gesehen.

Für eine schulische Ausbildung erhalten junge Menschen kein Gehalt. Nur in Ausnahmefällen, wenn der Schulträger Teil des öffentlichen Dienstes ist, kann man mit einer Bezahlung rechnen. Andernfalls werden bei einer privaten Schule sogar Schulgebühren fällig. Wer dafür nicht die entsprechenden finanziellen Mittel hat, kann unter bestimmten Voraussetzungen Unterstützung in Form von Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) oder Berufsausbildungsförderung (BAföG) beantragen.

Eine schulische Ausbildung führt innerhalb von ein bis drei Jahren zum Abschluss. Je nach vorheriger Bildung ist auch eine Verkürzung möglich. Aber Achtung: Nur an einer öffentlichen Schule, die dem Berufsbildungsgesetz unterliegt, können Auszubildende einen bundesweit anerkannten Berufsabschluss erwerben. Bei privaten Berufsschulen sind die Bundesländer für Lerninhalte und Prüfungen verantwortlich. Hier werden nur sogenannte Bildungszertifikate verliehen, die allerdings nicht deutschlandweit für die Ausübung eines Berufs qualifizieren. Einige Berufsfachschulen bieten Schüler/-innen mit guten Noten die Möglichkeit, neben dem Berufsabschluss auch den Realschulabschluss oder das Fachabitur nachzuholen.

Typischerweise im schulischen Ausbildungssystem angesiedelt sind technische Berufe wie der Biologisch-technische Assistent (m/w/d) oder Berufe aus dem Gesundheits- und Sozialwesen. So zum Beispiel der Krankenpfleger (m/w/d), der Altenpfleger (m/w/d) oder der Erzieher (m/w/d). Auch künstlerische sowie Fremdsprachen-Berufe kann man oft nur im rein schulischen Kontext erlernen. Manche Berufe werden in beiden Systemen angeboten.

Im direkten Vergleich:

Duale Berufsausbildung Schulische Berufsausbildung
Lernort(e) Ausbildungsbetrieb und Berufsschule Berufsfachschule (evtl. Praktikumsbetriebe)
Vergütung festes monatliches Ausbildungsgehalt i.d.R. keine Bezahlung
Dauer 2 – 3,5 Jahre 1 – 3 Jahre
zuständige Stellen Industrie- und Handelskammern (IHK), Handwerkskammern Bundesländer
Abschluss staatlich anerkannter Berufsabschluss Berufsbildungszertifikat für das jeweilige Bundesland, nur teilweise staatlich anerkannt
Berufe kaufmännische Berufe, gewerblich-technische Berufe Berufe aus den Bereichen Technik, Gesundheits- und Sozialwesen, Kunst, Fremdsprachen

Pro und Contra

Beide Formen der Berufsbildung haben ihre Vor- und Nachteile. Die duale Ausbildung punktet mit viel Berufserfahrung, festem Gehalt und einem bundesweit anerkannten Abschluss. Hinterlässt der Azubi einen guten Eindruck, besteht anschließend die Möglichkeit der Übernahme. Dafür ist die Anzahl der Urlaubstage begrenzt.

Die Ausbildung auf der Schulbank bringt weitaus mehr Ferien mit sich. Überhaupt ist Umstellung gering, wenn du direkt aus der Schule kommst. Es besteht auch die Möglichkeit einen Schulabschluss nachzuholen. Weitere Vorteile sind Unabhängigkeit und Flexibilität, da du nicht an einen bestimmten Ausbildungsbetrieb gebunden bist. Berufserfahrung kannst du allerdings nur durch Praktika sammeln. Für die schulische Ausbildung wirst du nicht bezahlt. Unter Umständen musst du Schulgebühren zahlen. Welcher Weg letztlich besser geeignet ist, hängt ganz von dir ab. Wenn du eine private Berufsfachschule besuchen möchtest, solltest du vorher jedoch überprüfen, ob dein angestrebter Abschluss überall anerkannt wird.